Erasmus Darwin (1731 – 1802)

Dichter und Wissenschaftler

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Organic life beneath the shoreless waves Was born and nurs’d in ocean’s pearly caves; First forms minute, unseen by spheric glass, Move on the mud, or pierce the watery mass; These, as successive generations bloom, New powers acquire and larger limbs assume; Whence countless groups of vegetation spring, And breathing realms of fin and feet and wing.Erasmus Darwin.
The Temple of Nature. 1802.

Erasmus Darwin, der Grossvater von Charles Darwin, war einer der führenden Intellektuellen und Forscher des 18. Jahrhunderts, ein Mann mit einem bemerkenswerten Interessensspektrum und mit grossem Tatendrang. Erasmus Darwin war ein geachteter Physiker, ein bekannter Poet, Philosoph, Botaniker und Naturkundler.

Als einer der ersten Naturwissenschaftler formulierte Erasmus Darwin eine Evolutionstheorie in seinem Buch Zoonomia, or, The Laws of Organic Life (1794-1796). Seine Ideen über die Evolution fasste er auch in Verse, speziell im posthum publizierten Gedicht The Temple of Nature. Auch wenn er nicht auf die selben Gedanken kam wie sein Enkel sechzig Jahre später, diskutierte er Ideen, welche auch Charles Darwin später aufgriff. So z.B. den Gedanken, dass das Leben sich aus einem gemeinsamen Vorfahren ableiten müsse, und dass daraus ein Stammbaum („one living filament“) ergäbe.
Er rang um die Frage, wie eine Art sich in eine andere verwandeln könne. Auch wenn seine Ideen hin und wieder sehr verwandt waren mit denen von Lamarck, sprach Erasmus Darwin auch über die Bedeutung von Konkurrenz und „sexual selection“, die Veränderungen der Arten bewirken könnten: „The final course of this contest among males seems to be, that the strongest and most active animal should propogate the species which should thus be improved“.
Erasmus Darwin kam zu seinen Schlüssen durch einen „integrativen“ Ansatz: er griff auf seine Beobachtungen über Haustiere, Verhaltensweisen von wilden Tieren zurück und verband sie mit seinem immensen Wissen in den verschiedensten Gebieten der Naturwissenschaft wie Paläontologie, Biogeografie, Systematik, Embryologie und Vergleichende Anatomie.

Zusätzlich zum Beitrag, den er für die Evolutionstheorie geleistet hat, war Erasmus Darwin eine führende Persönlichkeit der intellektuellen Gemeinschaft, die der Industriellen Revolution auch zum Durchbruch verholfen hat. Unter seinen Freunden waren James Watt, Matthew Boulton, Joseph Priestly und Josiah Wedgwood. So ist es auch verständlich, dass der Enkel Charles Darwin im Umfeld eines so fortschrittlichen Denkers eine der bedeutungsvollsten biologischen Arbeiten seiner Zeit geleistet hat.