Rosalind E. Franklin (1920 – 1958)

franklinMitentdeckerin der Struktur der DNA

* 25. Juli 1920 in London
† 1958 in London

Frances Crick schrieb:
„Rosalind Franklin was only two steps away from the solution [of the structure of DNA]. She needed to realize that the two [sugar-phosphate] chains must run in opposite directions and that the bases, in their correct tautomeric form, were paired together.“ (Frances Crick)

Rosalind Franklin was „a deft experimentalist, keenly observant and with an immense capacity for taking pains. As a result she was able with difficult material to achieve a remarkable standard of resolution in her X-ray diagrams. Although a bold experimentalist, she was critical of speculation, favoring an inductive approach which proved very successful in her work on coals and TMV but which allowed others to get ahead of her in her work on DNA.“ (Robert Olby, Wissenschaftshistoriker)

Rosalind Franklin wurde in London, England geboren. Ihre Familie war wohlhabend und sozial und politisch engagiert. Franklins Vater wollte eigentlich Wissenschaftler werden, der Erste Weltkrieg jedoch verkürzte seine Ausbildung und er wurde ein College-Lehrer.

Rosalind Franklin war sehr intelligent und wusste schon mit 15 Jahren, dass sie eine wissenschaftliche Ausbildung anstreben wollte. Ihr Vater war davon nicht begeistert, da er wusste, dass Frauen in der Wissenschaft nicht leicht Karriere machen konnten. Mit ihrer glänzenden Ausbildung der St. Paul’s Girls‘ School — eine der wenigen Institute, welche den Mädchen auch Physik und Chemie lehrten — begann Rosalind Franklin 1938 an der Cambridge University ein Chemiestudium.

Rosalind Franklin legte kaum Wert auf ihr Äusseres. Sie wollte als Wissenschaftlerin und nicht als Frau akzeptiert werden. Ihre Entscheidung, nicht zu heiraten, fällte sie bereits früh, sie fürchtete in die traditionelle Frauenrolle hineinzugeraten, wie sie sie von zu Hause her kannte.
Sie war willensstark und temperamentvoll. Gleichzeitig aber war sie schüchtern und verschlossen. Ihr langjähriges Einzelgängertum machten eine lockere Zusammenarbeit mit ihr nicht einfach, eine erfreuliche Teamarbeit war kaum möglich. Als Einzelgängerin aber forschte sie äusserst zuverlässig und experimentierte mit grosser Präzision – mit ihren Forschungen kam sie jedoch aufgrund ihrer Genauigkeit und Korrektheit zuweilen nur schleppend voran.

1947 schloss Rosalind Franklin ihr Chemie-Studium erfolgreich ab. Ihre erste Anstellung bekam sie von der British Coal Utilization Research Association, wo sie während fünf Jahren über die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Kohle arbeitete.
Im Jahre 1947 wechselte Rosalind Franklin nach Paris über und fand dort das Spezialgebiet, in dem sie ihre Bekanntheit erlangen sollte: Am Laboratoire Central des Services Chemiques de l’Etat begann sie mit der Röntgenkristallographie Kristallstrukturen von Stoffen zu untersuchen.
Rosalind Franklin blieb nicht lange in Frankreich. Bereits drei Jahre später kehrte sie wieder nach England zurück, wo sie am Londoner King’s College ein Forschungsstipendium erhalten hatte. Sie erhielt dort den Auftrag, dem dortigen Labor eine Röntgenstrahlen-Beugungsanlage aufzubauen. Weiter erhielt sie den Auftrag, beim laufenden Forschungsprogramm über die Desoxyribonucleinsäure (DNA) mitzuarbeiten, welches der englische Biophysiker Maurice Hugh Frederick Wilkins leitete. franklin_xray
Zusammen mit Raymond Gosling begann Rosalind Franklin im Jahre 1951 mit den Röntgenaufnahmen der DNA. Ein Angebot zur Zusammenarbeit mit dem englischen Biochemiker Francis Harry Compton Crick, einem Bekannten von Wilkins, und dem amerikanischen Biochemiker James Dewey Watson, der mit einem Forschungsstipendium an das King’s College gekommen war, lehnte Franklin ab. Die beiden Forscher, welche später den Nobelpreis erlangen sollten, arbeiteten zu dieser Zeit an der Molekülstruktur von Proteinen. Angeregt durch die Arbeiten zur DNA der Gruppe Wilkins, begannen sich die beiden in ihrer Freizeit, mit dem DNA-Problem auseinanderzusetzen.
Rosalind Franklin erkannte aus ihren zuverlässig geführten Forschungsarbeiten, dass sich die DNA in zwei Zuständen präsentieren konnte: setzte man Wasser zu, ging die sog. A-Form in eine neue, die sog. B-Form über. Ihre Röntgenbilder der DNA waren auf einem sehr hohen Stand. Sie schloss aus ihnen, dass eine spiralförmige Struktur vorliegen müsse. Zu ihrem Nachteil versäumte sie es, ihre Erkenntnis zu veröffentlichen.
Im Jahre 1953 formulierten Crick und Watson am Cavendish-Laboratorium in Cambridge an Hand eines räumlichen Modells ihre Hypothese von der DNA-Doppelhelix, der molekularen Struktur der DNA. Erst jetzt – im Nachhinein – publizierte sie ihre Forschungsergebnisse, als sie 1953 erfuhr, dass Crick und Watson die Strukturen der ursprünglichen DNA der A-Form gelöst hatten.
Mit ihrer Erstveröffentlichung und mit einem darauffolgenden recht spekulativen Artikel über die Bedeutung der DNA entschieden Watson und Crick die Autorschaft der DNA-Struktur zu ihren Gunsten.

franklin2Franklin verliess Cambridge 1953 und begann am Birkbeck Laboratorium über die Struktur des Tabackmosaikvirus zu arbeiten. Mit diesen Arbeiten konnte sie den mehr spekulativ-qualitativen Ergebnissen Watsons und Cricks von 1953 quantitative, exakt erarbeitete Gundlagen über die Doppelhelix der DNA bei den Viren entgegenstellen.
Bei der Weltausstellung in Brüssel 1958 versuchte Rosalind Franklin noch einmal, Anerkennung für ihre Leistungen im Zusammenhang mit der Strukturaufklärung der DNA zu erlangen. Veranlasst wurde sie zu dieser erneuten Darstellung von der Royal Society. Doch auch diese Bemühung trug keine Früchte.
Im gleichen Jahr diagnostizierten Ärzte bei Franklin einen Krebs in fortgeschrittenem Zustand, dem sie – erst 37-jährig – noch im selben Jahr erlag. Crick, Watson und Wilkins erhielten 1962 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie für ihre „Entdeckung über die Molekularstruktur der Nukleinsäuren und ihre Bedeutung für die Informationsübertragung innelebender Substanz“.

Rosalind Franklin – auch wenn sie entscheidend an der Aufklärungsarbeit dieses prestigeträchtigen Themas beteiligt war – ging leer aus. Das Nobelkomitee vergibt posthum keine Ehrungen.